Die Bedeutung von Herkunft und Sinn im Arbeitsleben
Als Kind wurde ich oft gefragt: „Was willst du mal werden?“ Meine Antworten auf diese Frage waren so vielfältig, wie meine unterschiedlichen Interessen damals. Mal war es Stewardess, weil die Mutter meiner Freundin diesen Beruf hatte und ich sie in ihrer Uniform so hübsch fand. Mal wollte ich Tier-Forscherin werden, um wie Bernhard Grzimek zu sein. Ein anderes Mal war ich sicher Bäuerin werden zu wollen, weil ich die Tiere so liebte. Ich war mir sicher, dass eine Bäuerin den ganzen Tag Kälber tränkt und kleine Schweine streichelt. Irgendwann lautete die Antwort dann immer regelmäßiger Krankenschwester. Meine Tante als Kinderkrankenschwester war mein großes Vorbild und Schwester Christa aus der Schwarzwaldklinik fand ich auch einfach toll.
Dennoch beantwortete ich dieses Frage immer, ohne wirklich zu wissen, was das bedeutet. Diese Frage weckte eher Träume in mir und ein Gefühl der grenzenlosen Möglichkeiten. Ich war mir sicher, einfach täglich den Beruf wechseln zu können, wenn er mir nicht mehr gefiel. Denn definitiv wollte ich niemals so über meine Arbeit schimpfen, wie manche Erwachsene es taten. Doch mit den Jahren änderte sich die Antwort und die Perspektive darauf. Meine Überlegungen wurden geprägt von meiner Herkunft und meinem Wunsch danach Sinn in meinem Arbeitsleben zu finden.
Bedeutung der Frage im Heute
Heute ist die Frage für mich immer noch aktuell. Ich stelle sie mir selbst immer mal wieder. Doch ihre Bedeutung hat sich verändert. Es geht nicht mehr nur um einen Jobtitel. Es geht darum, welche Spuren ich hinterlassen will. Welchen Sinn ich in meiner Arbeit sehen. Und vor allem, wie ich andere unterstützen kann, ihren eigenen Weg zu finden.Es geht dabei auch um die Bedeutung von Herkunft und Sinn im Arbeitsleben.
Als Führungspersönlichkeit hast du hier eine besondere Rolle. Du bist nicht nur Wegweiser für Ziele, sondern oft auch ein Mentor, der andere dazu ermutigen kann, ihre eigene Herkunft und ihre individuellen Stärken einzubringen. Denn Sinn im Arbeitsleben zu finden, hängt eng mit unseren Wurzeln und Visionen zusammen. Mitarbeiter, die ihren eigenen Hintergrund und ihre persönlichen Ziele einbringen können, arbeiten oft erfüllter und engagierter. Wie wertvoll ist es dann wohl, mit deinem Team in den Dialiog zu treten und zu fragen: “Was willst du mal werden?”, um so Ziele und Motivationen aufzudecken?!
Der Wert der Herkunft in der Arbeitswelt
In unserem Podcast “Positive Perspektiven” habe ich mich in unserer zweiten Episode mit Marzena Kühne über unsere eigene Herkunft ausgetauscht. Es ist erstaunlich, wie sehr die Geschichten unserer Familien, unsere Kulturen und unsere Wurzeln uns heute prägen. Selbst in Momenten, in denen wir es nicht direkt merken. Herkunft ist mehr als ein Ort oder eine Zeit, sie ist ein Schatz, der uns Stärke, Werte und Orientierung gibt. Warum also nicht auch unsere Mitarbeiter dazu ermutigen, ihre persönliche Geschichte einzubringen?
Hier ein Gedanke: Frag doch mal deine Teammitglieder, was ihre Herkunft für sie bedeutet, welche Werte sie mitbringen und wie sie diese in ihren beruflichen Alltag einfließen lassen. Diese Fragen können nicht nur Türen zu neuen Perspektiven öffnen, sondern schaffen auch ein Gemeinschaftsgefühl, in dem sich jeder Einzelne wertgeschätzt und gesehen fühlt.
Wie du Sinn stiftest
Ein sinnvoller Arbeitsalltag bedeutet mehr als nur Deadlines und Projektabschlüsse. Es geht darum, dass jeder sich selbst in seiner Arbeit wiederfinden kann. Hier ein paar Anregungen, wie du diesen Weg für dich und deine Mitarbeitenden inspirierend gestalten kannst:
- Bewusst sein schaffen: Werde dir über deine eigene Herkunft bewusst und darüber, wie diese Familien-Kultur Einfluss auf dich als Führungspersönlichkeit genommen hat und heute noch nimmt. Welche Traditionen sind dir wichtig? Was sind deine absoluten ‘no go’s’ im Umgang miteinander? Welche Umgangsformen sind dir so wichtig, dass du sie immer wahrst? Welche Bedeutung haben Herkunft und Sinn in deinem Arbeitsleben?
- Geschichten teilen: Nimm’ dir im nächsten Meeting mal ein paar Minuten Zeit und erzähl doch mal, wie deine Herkunft deine Berufswahl beeinflusst hat und welche Werte deine Entscheidungen als Führungspersönlichkeit beeinflussen. Ermögliche dann auch deinen Teammitgliedern sich einzubringen, indem sie für das kommende Meeting ihre Geschichte vorbereiten und diese dann vortragen können. Nutzt dieses neue Wissen übereinander, um über Ziele, Werte und Motivation ins Gespräch zu kommen.
- Werte-Fragen stellen und neue Perspektiven eröffnen: “Welche Werte sind dir persönlich in unserer Zusammenarbeit wichtig?” Frage deine Mitarbeitenden nach ihren Werten und den Beweggründen wieso genau diese Werte ihnen so wichtig sind. Neben persönlichen Einblicken ermöglicht dir diese Frage auch über die Unternehmens-Werte ins Gespräch zu kommen.
Gemeinsam wachsen
Vielleicht findest du durch diesen Perspektivenwechsel auch eine neue Antwort auf die Frage, was du einmal „werden willst“ – als Führungspersönlichkeit, aber auch als Mensch. Denn letztlich sind es nicht die Titel oder Positionen, die zählen, sondern die Spuren, die wir in anderen Menschen hinterlassen.
Sich die Zeit zu nehmen, die eigenen Wurzeln zu erforschen und die Frage nach dem “Warum” immer wieder zu stellen, gibt dem Alltag eine neue Tiefe. Führung bedeutet nicht, die Antworten zu haben, sondern Fragen zu stellen, die zu Sinn und Erfüllung führen – für dich und für die, die dir folgen.
Schön, dass es dich gibt!
Bis bald
Melanie
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